Freitag, 8. September 2017

RAF CAMORA: Primo



Wenn man sich so anschaut, wie unterschiedlich der erfolgreiche Scheiß ist, der aus Deutschland kommt zu dem was sonst so aus USA, Europa oder Südamerika rüberschwappt, da kommt man schon auf die Idee, dass da in den deutschsprachigen Gebieten grad ordentlich was Eigenes läuft. Gangster-Rap en masse. Von grenzdebil bis idiotenlustig ist alles dabei. Auch das eine oder andere tiefgründigere Stück. Wobei es ja bei den Rap-Buben ganz bewusst immer hin und her geht: Bloß nicht einordnen lassen...

Zu den Zuchthengsten erster Klasse gehört seit einem Jahr der Österreicher RAF CAMORA. Nachdem er durch Bonez MC und die 187 Strassenbande nochmal einen richtigen Schub bekommen hat, mischt er sowohl im Hintergrund als auch als Plakatboy anständig mit. Gerade veröffentlichte er sein Album Anthrazit – auf Anhieb Nummer 1 in Deutschland. Und 14 der Tracks aus dem Album schaffen es als Solo-Cut in die Songcharts.

Als ich mir das Album quer durchgehört habe, da bin ich dann doch überrascht. Der Typ kann ja sogar mehr als nur dicke Hose und Kiffen. Der hat sogar was zu erzählen. Zieht euch nur mal Andere Liga oder Money rein. Plötzlich ist der stahlharte Rapper voller Bewunderung für eine Frau!!! Und auch wenn er weiterhin Luxus predigt, ist er doch klar genug im Kopf, dass es mit der Kohle nicht alles ist und sehr sehr schnell auch wieder vorbei sein kann. Vor allem wenn man so geistesgestört wie ein neureicher Immobilienhai die Scheine nur so für Statussymbole raushaut. Diesen Scheiß mitzumachen und gleichzeitig zuzugeben, dass das alles nur einen Moment dauern wird und morgen die ganze Scheiße von vorn losgeht, das erfordert durchaus ein bisschen Grips.

In der Masse ist dann eher das tumbe Geprolle beliebt. Primo muss man sein, alles andere findet die Meute nicht relevant. Und wenn der King dann zum hundertsten Mal seine Geschichte erzählt und sich feiert, dann rastet das Volk aus.
Das ist schon ordentlich schräg. Weil es ja auch erzählt, dass all die Fans und Groupies völlig zufrieden sind mit ihrer Rolle als Untertanen. Klar, wo es einen Führer gibt, muss man nicht mehr nachdenken. Und wenn's mit dem Mal zu Ende geht, dann suchen wir uns eben einen Neuen - wir haben mit all dem nichts zu tun.



Das erzählt mehr oder weniger deutlich auch Raf Camora, wenn er über die geldgeile High Society lästert. Heute fickt er sie alle, nächste Woche ... wen interessiert schon nächste Woche?

Mir sind die Tracks ohne Buddy Bonez MC lieber. Schon allein deshalb, weil ich nicht so wahnsinnig auf die arroganten Ersten stehe. Da hab ich schon zu viele jammernd im Dreck liegen sehen. Das ist nicht mal als Dschungel Camp lustig. Aber bitte – ihr seid alle alt genug, um das selbst zu entscheiden.

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