Freitag, 17. März 2017

Ed Sheeran: Galway Girl

Na gut, nach der historischen Chart-Invasion der Tracks von Ed Sheerans : (Divide)-Album, muss ich dann doch nochmal detaillierter auf den Liedermacher aus Großbritannien schauen. Denn das, was er da unter die Menschen geworfen hat ist nicht einfach nur noch eine Sammlung von Liedern, sondern da sind tatsächlich echte Hits darunter. Zum Beispiel Galway Girl.

Ironischerweise wird die Story kolportiert, dass die Plattenfirma genau diesen Song gar nicht so gern auf dem Album haben wollte. Und schon gar nicht als Single. Nun haben die Hörerinnen weltweit entschieden und zumindest in Europa ist Galway Girl der Nachfolgheit zu Shape Of You and Castle On The Hill.

Galway Girl ist eines von zwei irisch-beeinflussten Songs des Albums. Da Nancy Mulligan allerdings im Vergleich zu den anderen Liedern das Albums schwach performt, gehe ich davon aus, dass der Irish Flavour allein nicht für den Erfolg des Liedes verantwortlich ist. Für mich ist es vielmehr das rhythmisch-orientierte Arrangement, das mitreißt und überzeugt. Die Mehrheit der Songs auf : (Divide) sind ja eher still, etwas melancholisch, auf alle Fälle aber nachdenklich. Bei Galway Girl geht es dagegen zur Sache. Da wird getrunken, getanzt, geraucht und gelacht.

In dieser emotional aufgeputschten Stimmung kommen sich zwei näher, feiern zusammen, haben Spaß. Klar, dass so eine Nacht nicht einfach zu Ende gehen kann, man trinkt zu Hause noch eine Flasche Wein und verliebt sich. Emotionen und Momente, die man lange, vielleicht ein Leben lang, in seinen Erinnerungen behält. Von diesem Gefühl zehrt der Song. Und Ed Sheeran hat es vor allem mit seinem Text hervorragend geschafft, diese Momente einzufangen. Dass er obendrein zwischen Gesang und Rap-Part hin- und herwechselt als sei es das Selbstverständlichste der Welt, macht den Song überlebendig und gnadenlos schwungvoll. Selbst wenn ich irischen Fiddlersound eigentlich eher ablehne (zu viel Riverdance und Co.), hier kann ich mich nicht entziehen und feiere mit.

Leiderleider – und das muss ich hier dann doch auch noch loswerden – ist Galway Girl tatsächlich eher die Ausnahme auf dem Album. Nachdem vor zwei Wochen nahezu eine Hysterie um das neue Album ausgebrochen war, habe ich es mir natürlich auch reingezogen und war eher enttäuscht. So viel Familienseligkeit und Heimweh, Gitarrenliedermachersound und Retrospektive hatte ich nicht erwartet. Klar, das spiegelt derzeit besonders in Britannien grad das allgemeine Lebensgefühl wider: Wie war das doch schön, als die Welt noch überschaubar war und Gut und Böse klar voneinander getrennt... Und auch der Rest der Welt kennt diese Sehnsucht derzeit ausführlich. Lösungsangebote finde ich auf : (Divide) allerdings gar keine. Nicht mal Ansätze davon.

Und deshalb höre ich auch bei Galway Girl etwas genauer hin und entdecke: Tja, es ist also auch einem jungen Mann, wie Ed Sheeran noch wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine Frau besser Dart spielen kann als ein Mann … Muss man jetzt nicht überbewerten, zeigt aber auch, dass es eben noch lange nicht selbstverständlich ist in einer modernen und aufgeschlossenen Welt zu leben. Die Kindheitsmuster stecken in uns allen noch tief drin und holen uns manchmal eben doch ein.

Naja, vielleicht ist es ja auch gut, nochmal am eigenen Leib zu spüren wie es "damals" war: zu Hause auf dem Land, in der Großfamilie, mit nur geringstem, persönlichen Freiraum und statt Internet die Akustikgitarre, auf der immer wieder die selben Weisen gespielt werden. Ich freu mich jetzt schon auf die Remixe zu : (Divide).

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