Freitag, 24. Juli 2015

Robin Schulz (feat. Francesco Yates): Sugar

Beim ersten Hören hab' ich den Titel grad wieder ausgemacht, weil ich es vor Langeweile nicht ausgehalten habe. Von der Überraschung, mit der Headlights punkten konnte, ist nichts mehr übrig. Stattdessen geht es zurück auf Nummer "Ganz sicher" – und ich fange schon an darüber nachzudenken, wie oft man wohl das gleiche Stück immer wieder auflegen kann und zu einem sicheren Hit bringt.

Bei Modern Talking hat das in den 80ern ganz gut zwei Jahre gehalten, danach haben sie weiter produziert, weiter Erfolg gehabt, Geld gescheffelt – nach 15 oder 20 Jahren gab's dann sogar eine Reanimierung … Dieter Bohlen ist mittlerweile zum Ober-Arschloch des TV geworden, die sozial Schwachen und politisch Desinteressierten glotzen es trotzdem und haben Spaß.

Ich weiß nicht, wie unglücklich Robin Schulz wäre, wenn er in 20 Jahren so enden würde. Die Art, wie er hitfabrikmäßig seine Tracks produziert und veröffentlich, legt schon eine gewisse Eiseskälte und knallharte Berechnung nahe. Der Typ überlässt nichts dem Zufall. Das ist streng analysiert und umgesetzt.

Deshalb ist es eventuell nicht verkehrt mal zu schauen, was bei aller Gleichförmigkeit tatsächlich die Unterschiede sind bei Sugar. Ja tatsächlich, da gibt es etwas. Denn obwohl es wieder ein Gitarrenriff ist, das endlos wiederholt wird, hat es eine andere Fähigkeit zu Hypnotisieren. Die Hookline ist kürzer, keine fast-schon-Melodie, wirklich nur ein Sample und damit reiht sich der Sound eher in das ein, was Feder gerade exzessiv durchspielt. Vielleicht ein winziges Zurück zur Tanzfläche?

Auf diesen eher funktional angelegten Track liegt die Stimme von Francesco Yates, – angeblich ja ein kommendes Supertalent, sei's drum. Zumindest ist dieser junge Mann nicht leidend und selbstmitleidig wie Mr Probz, nein, der genießt das Leben, der hat Freude, der feiert. Hier eine schöne, mitreißende, anbetungswürdige, umwerfende Frau. Und das macht er nicht ordinär wie US-Stars à la Jason Derulo oder Robin Thicke – der junge Kerl macht das viel pfiffiger, mit wesentlich mehr Bewunderung. Deshalb nimmt er sich von der Baby Bash-Vorlage Suga Suga tatsächlich nur den Refrain. Und das ist nicht einfach nur hübsch, sondern richtig clever, denn letztlich ist der Rest eher ... naja.

Wenn dann das alles schon mal stimmt, dann kann es immer noch mit dem Video ganz schön daneben gehen. Aber auch da: Es gibt Differenzen. Robin Schulz und sein Team haben ein bisschen was gelernt.
Der Polizist, der völlig durchknallt, ist zunächst mal vor allem witzig, dann fangen die Rollenklischees tatsächlich an zu schwanken, Big Dipper hätte definitiv seine Freude an der Autowasch-Szene, und schließlich schmeißt sich der Typ in coole Klamotten um zum nächsten Robin-Schulz-Gig zu schreddern, sozusagen Totalverwandlung.



Das ließe sich jetzt schön lesen als eine Art: Sei wie du bist, egal wie spießig dein Job/Leben bisher verlief. Leider ist es im Jahr 2015 kaum noch möglich, diese Vision einfach stehen zu lassen. Wie schon bei Anna Naklabs Version von Supergirl behält die Normalität am Ende die Oberhand. Zu viel Party und Exzess will dann Robin Schulz auch wieder nicht.


Das Original:


PS:
Ehrlicherweise und um das Kalkül von Robin Schulz noch ein bisschen mehr herauszustreichen, muss man natürlich auch sagen, dass es in den letzten Monaten eine ganze Reihe von Remixen von Suga Suga gab. Robin Schulz hatte also genügend Gelegenheit zu studieren, wer da was richtig gemacht hat und was eben nicht so grandios funktioniert hat. Auch hier wieder: Der Typ ist reichlich clever und schlau genug um im richtigen Moment zuzuschlagen. Eventuell erleben wir ihn tatsächlich in 20 Jahren beim "Wer-wird-Europa's-Next-Super-DJ?"

1 Kommentar:

  1. Oder auch so:
    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43414/Promix-statt-Remix

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