Freitag, 5. April 2013

P!NK Featuring Nate Ruess: Just Give Me A Reason

Die neue, aktuelle P!NK ist irgendwie auf Balladen abonniert. Auf kraftvolle Balladen, aber es ist doch irgendwie getragener, was sie da so von ihrem Album The Truth About Love auskoppelt. Vielleicht liegt es am Thema. Auch ihre aktuelle Single Just Give Me A Reason ist wieder so ein Song: energetisch und laut, aber irgendwie auch gezügelt, auf eine Art gefühlvoll. – Und die Menschen mögen es derartig, dass sie sich mit jeder neuen Single mehr in die Riege der erfolgreichsten Künstlerinnen aller Zeiten drängelt.

Über P!NK hab ich hier allerdings schon ein bisschen was geschrieben, das könnte ich an dieser Stelle wiederholen – macht nicht so viel Spaß. Da ist es ganz gut, dass Just Give Me A reason einen Namen vorstellt, den ich ganz gern noch etwas genauer durch den Kakao ziehe: Nate Ruess dürfte den meisten Musikinteressierten seit dem letzten Frühjahr ein Begriff sein, als seine Band FUN. nämlich mit dem schönen Titel We Are Young für einigermaßen Aufsehen sorgte. Das war eine etwas komplizierte Produktion, nicht gleich so Tageshit-eingängig, trotzdem eine absolute Hymne und am Ende doch ein Ohrwurm. Und der setzte sich dann auch recht gut durch.

Die Erwartungen waren also hoch an das, was da folgen sollte. Und die Band macht es einem auf keinen Fall leicht, sie einfach so zu mögen. Schon Some Nights lieferte einen recht düsteren Einblick in die Gedankenwelt und das wilde Durcheinander an Gefühlen und Ungewissheiten der Band. Militärgetrommel, patriotische Verse, Gottesfurcht, Heldentum; Familienbande … Versatzstücke, die im Jahr 2012 nicht so ohne Weiteres in einem Pophit vorkommen. Und zumindest Fragezeichen aufwerfen, wenn sie dann schon mal aus der Kiste geholt werden. Auch FUN. haben sich damit doch recht nahe einer neo-konservativen Haltung positioniert – nicht mal ironisch gebrochen.

Gleichzeitig reflektieren diese kruden Gedankensplitter und Fragezeichen sehr genau die komplizierte Welt. Das mit der Urangst und den Ungewissheiten lässt eben schnell zu einfachen Antworten aus vorigen Jahrhunderten greifen. Da passiert es ganz schnell und eine komplette Generation verliert mehr oder weniger die Übersicht. Und Gut und Böse gibt es so rein ja auch schon eine ganze Weile nicht.

P!NK hat sich offenbar irgendwie angezogen gefühlt, von der (neuen) Art all diese Unwägbarkeiten und unklaren Halbgedanken auszusprechen und dabei auch laut seine Verzweiflung (oder Freude) kund zu tun. Und so wagt die gestandene Rocklady direkt den Schulterschluss mit der nächsten Musikergeneration. Das passt ganz gut. Laut und direkt – das ist P!NK ja ohnehin gern. Hin und wieder etwas abwegig oder auch mal zu fix mit dem was sie so in die Welt setzt, ist sie auch. Jetzt kombiniert sie also ihre sehr authentische Art mit ein wenig Abwegigkeit mehr und mit einer eher prägnanten Stimme – in diesem Zusammenhang lässt sich das durchaus als Glamour beschreiben.

So gesehen ist Just Give Me A Reason tatsächlich ein bisschen mehr als ein weiterer Herzschmerz-Song. Bezeichnend ist an dieser Stelle, dass vor allem die Live-Version dieses Titels deutlich mehr an Emotion transportiert als die dann doch ein wenig zu glatt produzierte Studioversion. Wenn es dann nur noch Radio-Rockpop ist, dann verliert auch die schönste Kombination ihren Reiz. Könnte trotzdem gut sein, dass sich dieses Duett zu einem Klassiker entwickelt, der auch in 20 Jahren noch von Casting-Kandidaten mit viel Inbrunst interpretiert wird.




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