Sonntag, 10. März 2013

J T: Mirrors



Als vor etwas mehr als 10 Jahren das Solo-Debütalbum von Justin Timberlake Justified erschien, da brauchte ich einen kleinen Moment bevor ich mir sicher war: der hat was drauf – das ist sicher die Nachfolge von Pop-Titanen wie Michael Jackson. Da war Soul drin und es war glitzender Tagespop gleichzeitig.

Das durfte man natürlich nicht zu laut sagen. Ein Boyband-Aussteiger, das konnte doch niemand sein, der ernst zu nehmen ist. Robbie Williams war ja da eher die Ausnahme.

Dann vergingen ein paar Jahre und 2006 erschien FutureSex/LoveSound. Da waren alle Zweifel und alle Vergleiche weggefegt. Das war vielleicht die konsequenteste Weiterentwicklung der Popmusik der 2000er – in jedem Fall war es hoch infektiös und mit Produzenten-Freund Timbaland eine Partnerschaft entstanden, die ordentliches Kreativpotenzial besaß und bis heute anhält. - Danach war am Status von Justin Timberlake nicht mehr zu rütteln: Auftritte als Schauspieler, Modelabel, Songwriter … ab einem bestimmten Status dürfen sich Promis ja alles zutrauen. Ob das nun gut ist oder nicht.

Zu Beginn dieses Jahres tauchte nach schier endloser Ruhe dann die Meldung auf: J T war wieder im Studio – ein neues Album steht an. Die Ankündigung allein hat sofort dazu geführt, dass er bei den publikumsträchtigsten TV-Shows auftreten durfte: Super-Bowl, Grammy Awards … Klar, dass die erste Veröffentlichung Suit & Tie in den wichtigsten Pop-Märkten USA und Britannien ordentlich für Furore sorgte. Und: JT ist nicht nur so wichtig, dass schon eine Ankündigung genügt, um in den Schlagzeilen zu landen. Er gehört nun auch in die Kategorie der (selbst ernannten) Superheroes, welche nur noch mit ihren Initialen auftauchen müssen: R und K bekommen Gesellschaft … Mit solcherlei Status versehen, kann man sich auch mal einen Regisseur wie David Fincher leisten, der einem ein chices Video inszeniert.

Dass es mit Suit & Tie nicht zur weltweiten Nr.1 langte, das liegt womöglich daran, dass der Titel eher spröde daher kommt. Das ist zwar funky und in gewisser weise auch modern oldschool – aber es hat eben auch schräge Momente und Brüche. Nicht ganz einfach für Radios und Musikkaufende. Also wurde zur ersten offiziellen Single aus dem neuen Album Mirrors erkoren. Und das ist nun wirklich altbewährte Kost. Da klingt der Herr Timbaland ordentlich durch, das erinnert an Love Stoned genauso wie an What goes Around oder Senorita. Und für den Mainstream sind auch ein paar E-Gitarren mit dabei. Kann da eigentlich noch etwas schief gehen? – Um dann auch wirklich auf ganz sicher zu gehen, tritt J T enorm prominent bei Wetten dass…? auf – und schwups, noch vor Veröffentlichung als Single ist Mirrors einer der meistgekauften Songs in Deutschland.

Beeindruckend ist an dieser Stelle, dass die Ganze-Familie-Samstagabend-Show offenbar immernoch dauerhaft das Format mit den größten Verkaufschancen ist. Selbst Unser Star für Malmö hat vor einer Woche nicht so viele Interessenten mobilisieren können. Da ist also der farblose Markus Lanz ernsthaft Schwiegermamas Liebling und kann nicht nur den Sonntagmorgenkaffee gut anpreisen sondern auch allerlei Musik – und das ohne jeglichen eigenen Zugang oder Kompetenz irgendeiner Art. So funktioniert Unterhaltung im deutschen Fernsehen: eher seicht oberflächlich, nur nicht verunsichernd, vorsichtig konservativ, ohne große Überraschungen.

Insofern passte Mirrors auch gut ins Format. Kein schlechter Song – weniger innovativ als das was in den letzten 10 Jahren von Justin Timberlake insgesamt schon zu erleben war. Ich warte dann doch noch ein bisschen, was das kommende Album The 20/20 Experience sonst noch so zu bieten hat.

1 Kommentar:

  1. Schöner Bericht. Mir gefiel total gut das du die Anfänge seiner Musik Karriere aufgelistet hast... :-)

    Liebe grüße
    Kev-I-Can
    http://concert-lover-on-the-road.blogspot.de/

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