Freitag, 14. Oktober 2011

Tim Bendzko: Wenn Worte meine Sprache wären

Offensichtlich ist da was dran, wenn Leute behaupten: Die zweite Platte ist am schwersten. Angenommen da hat jemand einen Song veröffentlicht, der enorm viele Menschen fasziniert und begeistert, der sich also gut verkauft und sogar in den Radios gespielt wird. Da sind dann natürlich alle neugierig: was wird wohl als nächstes kommen? Das Album ist dann mittlerweile auch schon draußen und prinzipiell weiß man,w as da zu erwarten ist. Aber es muss dann doch noch eine zweite Single sein: für Fernsehen und Radio – vielleicht auch für ein paar nette Neuabmischungen und –versionen. Aber wird man die Leute wirklich noch einmal so richtig überraschen können? -– Schwerlich.

Ich vermute, so ähnlich muss es dem Berliner Tim Bendzko oder wenigstens seinem Label Columbia / SONY gegangen sein. Nur noch kurz die Welt retten war so etwas wie ein Überraschungshit – geliebt von nahezu allen. Sein Debut-Album Wenn Worte meine Sprache wären verkaufte sich ebenfalls ordentlich. Und dann? Dann kam der Bundesvision Song Contest bei dem Tim Bendzko für Berlin startete. Mit dem Titelsong seines Albums. Und auch gewann. Aber was ist das eigentlich für ein Song?

Zuerst mal fängt es ganz sachte an, ist ganz ähnlich poetisch wie der Vorgänger. Irgendwie klingt die Stimme aber doch viel mehr nach einem, den ich schon nicht mehr hören kann. Warum eigentlich? Dann höre ich ein Cello und zucke zusammen: Auweia, das ist ganz schön kitschig-romantisch. Als dann der Gospelchor im Hintergrund einsetzt, wird es tatsächlich zum Xavier Naidoo-Abklatsch. Also etwas, das nur funktioniert, wenn ich totaler Fan bin. Oder verliebt. Oder am besten beides.

Glücklicherweise ist Tim Bendzko immer noch der bessere, weil lebendigere Soulsänger von den beiden. Und es ist ja auch erlaubt eine ordentlich kitschige Romantik-Ballade zu produzieren. Froh wäre ich trotzdem, wenn es beim nächsten Mal ein bisschen weniger Gefühlsduselei und dafür wieder mehr echtes Empfinden, vielleicht auch insgesamt gebrochener und vielfältiger gäbe.



Wie schon gesagt: gewonnen hat Tim Bendzko den Song Contest. Auch wenn es die niedrigste jemals erreichte Punktzahl für einen Siegertitel ist. Im Verkauf kann die Single auch ordentlich punkten – für eine Zweitauskopplung eines Newcomers auch schon sehr beachtlich. Das schaffen ja vor allem die Casting-Produkte mit gehörig Werbeaufwand. Das ist insgesamt schon sehr beachtlich. Trotzdem bleib ich dabei: noch einen Jammerbackensong mehr brauch ich nicht. Und höre mir – wenn es denn schon sein muss – lieber den bekannteren Hit an.





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